Kreditkarten - schon seit fast 100 Jahren im Einsatz

Alfred Bloomingdales Diners Club-Karte

Bargeld kommt langsam aus der Mode. Das Bezahlen mit „Plastikgeld“ oder völlig „feinstofflich“ mit dem Handy ist heute schon fast überall möglich - selbst in der Kirche. In Schweden muss sogar die „milde Gabe“ bei der Kollekte mit Kreditkarte entrichtet werden.

Wer nun denkt, das alles sei „neumodisches Zeug“, ein Auswuchs unseres modernen Zeitalters, der irrt. In Wahrheit ist die Idee des bargeldlosen Zahlens schon fast 120 Jahre alt. Alles begann 1897 mit einem Science-Fiction-Roman des amerikanischen Schriftstellers Edward Bellamy, der sich das Leben im Jahr 2000 vorzustellen versuchte. Manches klingt für uns heute drollig, so zum Beispiel, dass die Menschen Kleidung aus Papier tragen (obwohl es so etwas seit den sechziger Jahren gibt). Bücher gibt es nicht mehr, sie wurden durch phonographische Aufzeichnungen ersetzt (heute würde man es Audio-Books nennen), und bezahlt wird nicht mehr mit Bargeld, sondern mit einer Pappkarte.

Bis der bargeldlose Zahlungsverkehr Wirklichkeit wurde, mussten allerdings noch fast 30 Jahre vergehen. 1924 gaben mehrere Unternehmen, darunter Western Union und die General Petroleum Corporation an ausgewählte Kunden Bezahlkarten aus. Sie konnten jedoch nur für Einkäufe bei den betreffenden Unternehmen benutzt werden.

Die erste wirkliche Kreditkarte, die im Laufe der Zeit auch universell einsetzbar wurde, entstand 1949. In diesem Jahr gründete der amerikanische Geschäftsmann Frank McNamara gemeinsam mit seinem Anwalt Ralph Schneider den Diners Club. Man hatte eine Anzahl Restaurants davon überzeugen können, von ihren Gästen Zahlungen mit der Diners Club Card zu akzeptieren. Es war tatsächlich ein EInkauf auf Kredit. Die Umsätze mussten erst im Laufe des kommenden Monats bezahlt werden.

Der Erfolg war anfangs bescheiden, nur etwa 200 Menschen beantragten die Mitgliedschaft im Diners Club. McNamara beauftragte eine PR-Agentur, sich eine gute Werbegeschichte auszudenken.

Die Agentur kolportierte daraufhin, Frank McNamara hätte einmal ein paar wichtige Kunden zu einem Geschäftsessen eingeladen. Als ihm der Ober am Ende die Rechnung präsentierte, stellte er fest, dass er seine Brieftasche zu Hause vergessen hatte. In seiner Not soll McNamara eine Visitenkarte aus der Tasche gezogen, diese unterschrieben und im Restaurant hinterlassen zu haben. Daraufhin soll ihm das Restaurant einen Zahlungsaufschub gewährt haben.

Der Siegeszug der Diners Club Card begann, als 1952 der Kaufhausmagnat Alfred Bloomingdale dem Club beitrat. Seither konnte auch in allen Bloomingdale-Kaufhäusern mit der Karte bezahlt werden. Inzwischen war der Bann gebrochen. 1951 hatte die Franklin Bank in New York die erste Master Card ausgegeben. Diners Club bekam Konkurrenz. 1958 folgten die ersten American-Express-Karten. Gleichzeitig gab auch die Bank of America in Kalifornien eine eigene Kreditkarte heraus und nannte sie Visa.

Weltweit können Kreditkarten seit 1968 eingesetzt werden, seit sich die inzwischen eingeführte Eurocard mit der Master Card zusammenschloss. Die ersten deutschen Diners Club Karten gibt es seit 1958, doch für viele Jahre war in Deutschland und Europa noch das Ausstellen von Schecks üblich, wobei die Scheckkarte nur zur Legitimierung diente. Sie erhielt aber 1980 einen einheitlichen Magnetstreifen, wie er auch auf den Kreditkarten existiert. Das machte den Weg frei für den Einsatz wirklich funktionierender Geldautomaten. Der empfindliche und störanfällige Magnetstreifen wurde mittlerweile durch dauerhaftere RFID-Chips ersetzt, Sie können auf nicht zu große Distanzen auch berührungsfrei ausgelesen werden.

Die Entstehungsgeschichte der Geldautomaten verlief abenteuerlich und zog sich auch über mehrere Jahrzehnte hin. Doch das ist schon eine andere Story.

Quelle: Matrix3000 Band 106

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