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26.06.2014 23:24 Alter: 9 yrs
Kategorie: Politik
Von: Franz Bludorf

Blackwatergate


Vermummte Milizen der rechtsgerichteten "Swoboda"-Partei in Kiew.

Ein Kommentar von Franz Bludorf

Sie scheinen die Straßen der ostukrainischen Stadt Slawjansk zu kontrollieren – junge Männer mit martialisch aussehenden Vermummungen, deren Hauptbeschäftigungen bis vor Kurzem noch Biertrinken und Computerspiele waren. Jetzt schwenken sie wild ihre Kalaschnikows, filmen sich dabei und veröffentlichen ihre selbstgedrehten Videos bei Facebook. Auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass diese angeblichen „Separatisten“ im Ernstfall nicht besonders gut im Umgang mit ihren Schusswaffen geübt wären. Allerdings werden sie für die gut gemachte Show exzellent bezahlt – 500 US-Dollar pro Tag. Fast schon Hollywood-Gagen. Wer ihnen diesen für ukrainische Verhältnisse geradezu fürstlichen Lohn zahlt, bleibt im Dunkeln. Im Dunkeln verbergen sich auch die, die zum Einsatz kommen, wenn es wirklich ernst wird in Slawjansk. Sobald ukrainische Sondereinheiten versuchen, eine Barrikade zu stürmen, erscheinen urplötzlich wie aus dem Nichts gegnerische Elitetruppen auf der Bildfläche. Sie sind leicht von den jugendlichen Milizionären zu unterscheiden. Sie tragen kugelsichere Westen, sind hervorragend bewaffnet und erhalten ihre Befehle über Ohrhörer im Ohr. Von wem? Ihre Kontrahenten von der Regierungsseite sind aber nicht weniger mysteriös. Äußerlich tragen sie die Uniformen der ukrainischen Sonderpolizei Sokol. Viele von ihnen werden allerdings auch in Dollars bezahlt, denn in zahlreichen ukrainischen Uniformen stecken in Wahrheit Söldner, die von der US-Firma Academi in die Ukraine entsandt wurden. Einem Unternehmen, das besser unter seinem früheren Namen Blackwater International bekannt ist. Gegründet von einem ehemaligen Elitekämpfer der Navy Seals, wurde Blackwater immer dort eingesetzt, wenn sich die offiziellen US-Truppen nicht selbst die Hände schmutzig machen wollten oder durften. Giftgaseinsätze in Bagdad und Massaker an irakischen Zivilisten mögen als Beispiele dienen. Bis zu 400 Elitekämpfer von „Academi“ sollen unter falscher Flagge in der Ukraine auf Seiten der Regierungstruppen im Einsatz sein.

Es ist müßig darüber zu spekulieren, was die vielgenannten Separatisten in der Ostukraine eigentlich wollen, denn es ist ja nicht einmal klar, wer dort eigentlich in Wirklichkeit gegen wen kämpft. Einsätze unter falscher Flagge haben in den USA uralte Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Und manchmal dauerte es Jahrzehnte, bis die Tatsachen ans Licht kamen. Im Zeitalter des Internet lassen sich manche verborgenen Wahrheiten nicht mehr so lange geheim halten. In Slawjansk und anderswo in der Ostukraine läuft ein Stellvertreterkrieg. Wer gegen wen? Spielt offenbar keine Rolle. Hauptsache, die westliche Staatengemeinschaft hat einen Vorwand für ihr lautes Geschrei, Putin solle seine Truppen vollständig zurückziehen. Von seinem eigenen Territorium wohlgemerkt. Klingt alles irgendwie schräg, wie ein Remake von Dr. Strangelove, nur vermisst man bei den Filmberichten der Nachrichtensender, in irgendeiner Ecke am Set den Klappstuhl des Regisseurs zu erblicken…